Querschnitt durch ein Bukarester Atelier im Brukenthalmuseum

Kantige Bildsprache fordert Entsprechung in der Körpersprache. Fotos: Klaus Philippi

Einen Spiegel auf der Bodenfläche gibt es im Brukenthalmuseum nicht alle Tage – den Skulpturen von Gheorghe Iacob aber kommt er wie gerufen.

Hermannstadt – Ihr hohes Alter von bald 90 Jahren muss der Grund dafür gewesen sein, dass Künstlerin Viorica Iacob Freitag, am 5. April, nicht zur Eröffnung der Ausstellung „IN|SHADOW“ im Brukenthalmuseum angereist war, die auch Arbeiten ihres 2020 verstorbenen Ehepartners Gheorghe Iacob zeigt. Bukarest und seine Ateliers können von Hermannstadt/Sibiu aus gut und gerne als ein mehrere hundert Kilometer fernes Ziel bezeichnet werden, doch in einem der kleinsten Teilräume des ältesten Museums in Rumänien schillert noch bis Ende April etwas von der künstlerischen Größe des Ehepaares Iacob auf. „Mehr als 1000 Werke“ zählt das Archiv der gleichnamigen und 2017 vom Künstlerpaar gegründeten Stiftung für den Schutz und die Förderung ihres eigenen Schaffens, sagte begeistert Kritikerin Ruxandra Dreptu aus Bukarest. Und wusste manches biografische Detail von Gheorghe Iacob zu erzählen, der etwa an seinem Lebensabend nach einem unglücklichen Aufprall aus dem Bett Papier und Stift verlangte, um die körperliche Stelle, an der er sich verletzt hatte, zeichnerisch zu beschreiben. „Wo er künstlerisch Befindlichkeiten festhielt, ging und geht Viorica Iacob in ihrer Arbeit Gedanken nach und überließ es sehr gerne ihm, von Freunden und Bewunderern umgeben zu sein“, erklärte Ruxandra Dreptu im Brukenthalmuseum. Ihrem Eindruck nach habe Viorica Iacob sich Gestaltung „mit mehr Tiefgang“ angewöhnt. Aber auch die Vorliebe von Gheorghe Iacob für geometrische Formen auf sehr großen Ölbildern abstrakten Inhalts und seine Orientierung als Bildhauer an Constantin Brâncuși behaupten ihre Aussagekraft in der Ausstellung „IN|SHADOW“, die durch zwei Spiegel auf der Bodenfläche zusätzliche Wirkung entfaltet. Ana Negoi]˛ als Gast aus Bukarest und Alexandra Runcan sind zwar nicht Kuratorinnen einer temporär herausragenden Ausstellung im Brukenthalpalais, jedoch für die Präsentation vom Querschnitt eines soliden Schaffens über Jahrzehnte hin verantwortlich, das Respekt vor tausendfacher Leistung abverlangt und ein Stück weit neugierig machen kann, auf dem Facebook-Account „Fundatia Gheorghe si Viorica Iacob“ nach dem zu stöbern, was der zeitlich befristete Vorgeschmack mitten in Hermannstadt vorenthält.